Hier kommt die Sonne
Zum Glück gibt es zum Thema Schreiben viele Bücher. Jedes davon hat seine eigene Farbe und seine besondere, unverwechselbare Ausstrahlung (was kein Wunder ist, denn die Autoren sind ja auch unverwechselbar). Dorothea Brandes «Schriftsteller werden» ist trist und grau wie ein Fels, auf dem nichts wächst – keine Freude, kein Spiel, keine Lust. Schreiben als Martyrium. Alles in mir lehnt sich gegen diese Vorstellung auf, da ist mir mein eigener unbekümmerter Welpenidealismus lieber. Ich sollte künftig zu anderen Büchern greifen, z B. zu Elizabeth Gilberts «Big Magic», denn ich sehne mich nach Licht und guter Laune. «Big Magic» lacht und leuchtet in Sonnengelb und Meeresblau.
«Ich habe mich jedenfalls endgültig entschieden, meiner Arbeit immer mit einer Haltung sturen Frohsinns zu begegnen.»
«Ich kann ein Drama entweder leben oder erfinden – aber ich bin nicht in der Lage, beides gleichzeitig zu tun.»
Ich könnte das ganze Buch in Zitate zerreißen und mein Arbeitszimmer damit tapezieren, weil der freudige, lebensbejahende Zuspruch der erfolgreichen Autorin mir die Richtung weist. Elizabeth Gilbert spricht mir aus dem Herzen und ab und zu aus dem Kopf:
«Ohne Zweifel gibt es viele kreative Seelen dort draußen, die an schweren psychischen Krankheiten leiden.»
(Ich denke an die von Brande besungene Doppelnatur einer Künstlerpersönlichkeit.)
«Es gibt allerdings Hunderttausende von psychisch schwer kranken Seelen, die zufällig nicht mit außerordentlichen künstlerischen Talenten ausgestattet sind, weshalb es ein logischer Fehlschluss scheint, Wahnsinn und Genie in eins zu setzen.»
Danke, Mrs Gilbert. Ich war bereit, meine Logik wegzuwerfen, um zumindest in eigenen Augen als Künstlerpersönlichkeit durchzugehen. Jetzt bin ich beschämt und seltsamerweise auch beflügelt. Ich fühle mich in Ordnung, so wie ich bin – als immerlächelndes harmoniesüchtiges Mittelmaß ohne schmerzerfüllte dunkle Tiefen.
«Sei ein Spinner, der es wagt, sich zu vergnügen.»
Gern.
2 Gedanken zu „Hier kommt die Sonne“
Quot homines, tot sententiae! Am Ende zählt aber nur deine eigene Auffassung des Schriftstellertums. 🙂
PS: Die Bilder sehen toll aus!
Meine Auffassung beschränkt sich bis jetzt auf die Feststellung, dass ich gern schreibe. Ob das wohl reicht?
Die Bilder habe ich auch gern bearbeitet 🙂