Die Reise geht weiter.
Der Belletristik-Kurs war Vergangenheit. Irgendwie schade, ging es mir durch den Kopf.
Andererseits hatte ich endlich Zeit, meinen ersten Roman «Das Bild einer Fremden» zu Ende zu schreiben und zu überarbeiten. Ende Mai wurde er fertig. Ich gab ihn meinen Testlesern und bestellte auch ein professionelles Gutachten, nur so für alle Fälle.
Beides – das Feedback der Testleser und das Gutachten – fiel überraschend positiv aus. Einige Änderungen muss ich noch vornehmen, damit die Geschichte klarer erscheint. Es ging lange, bis ich mich entschied, welche Ratschläge des Gutachters ich befolgen möchte und welche eben nicht, aber jetzt weiß ich das.
Seit dem Abschluss des Belletristik-Kurses vor einem Jahr lief bei mir einiges. Neben der Arbeit am ersten Roman schrieb ich den Rohtext des zweiten unter dem Arbeitstitel «Eine perfekte Familie» und machte zwei spannende Reisen. Die erste führe mich über fast sechs Wochen mit dem Schiff aus dem Mittelmeer an die aufregendsten Orte des westlichen Indiks – von Kreta nach Israel, Jordanien, Oman, auf die Seychellen, nach Madagaskar und Mauritius und weiter mit dem Flugzeug nach Rodrigues und schließlich nach Dubai. Die zweite war eine fünfwöchige Tour quer durch die USA und eine Ecke Kanadas, von New York über Toronto, Detroit, Columbus, Memphis, Las Vegas nach San Francisco.
Die beiden Reisen schenkten mir einen ganzen Wirbel anregender Begegnungen, Erfahrungen und Gedanken, reichlich Stoff zum Schreiben. Schon auf dem Schiff kam mir die Idee zum dritten Roman. Sie schillerte vor meinem inneren Auge in schönsten Farben – Hand in Hand mit der fies grinsenden Erkenntnis, dass ich dieser Romanidee nicht gewachsen war, und zwar aus der Sicht der menschlichen Psychologie.
Meine diesbezüglichen Defizite quälten mich mit jedem Tag mehr. Ich musste eine radikale Lösung finden, um nicht in einem Sumpf der Tatenlosigkeit und des Selbstmitleids zu versinken. Und ich fand sie, die radikale Lösung – seit ein paar Tagen bin ich Psychologie-Studentin! Und zwar im Bachelor-Studiengang an der Fernuni Schweiz.
Jetzt sitze ich in meinem frisch aufgeräumten Arbeitszimmer und versuche vorsichtig, mich mit der neuen Aufgabe anzufreunden, die mir auf einmal übermächtig erscheint. Neun Semester, je zwei Module und entsprechend zwei Prüfungen pro Semester. Habe ich mir da nicht zu viel aufgeladen? Bringt es etwas für mein Romanprojekt? Oder wird es für die Katz sein?
Was glaubt ihr, kann man sich mit fünfzig so einen Brocken – ein Studium auf einem komplett unbekannten Gebiet – noch zumuten? Und auch zutrauen?
Ein Gedanke zu „Die Reise geht weiter.“
Sicher kann man das mit fünfzig! Man könnte es auch noch mit sechzig. Man muss es wirklich wollen, dann ist man auch bereit, den Aufwand auf sich zu nehmen.
Viel Erfolg!